
Was kann L-Carnitin?
Was ist L-Carnitin?
L-Carnitin ist eine natürliche Aminosäuren-Verbindung, die der Körper selbst aus den essentiellen Aminosäuren L-Lysin und L-Methionin bilden und in der Muskulatur speichern kann.
Aminosäuren sind die elementaren Bausteine der Proteine (Eiweiße) des Körpers. Sie werden für den Muskel- und Hautaufbau benötigt und sind auch für ein funktionierendes Immunsystem unerlässlich. Von den insgesamt 20 proteinogenen Aminosäuren gelten acht für den Menschen als essentiell, das bedeutet diese Aminosäuren können vom Körper nicht erzeugt und müssen daher in ausreichender Menge über die Nahrung zugeführt werden.
Da die körpereigene Bildung von L-Carnitin auf Co-Faktoren wie Niacin, Vitamin B6 und C sowie Eisen angewiesen ist, kann eine unausgewogene Ernährung langfristig die L-Carnitin-Synthese stören und ein sehr aktiver Lebensstil (regelmäßiger Sport) den Bedarf an L-Carnitin erhöhen.
Physiologische Funktion von L-Carnitin
L-Carnitin ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt, wobei die zentrale Wirkung von L-Carnitin der Transport langkettiger Fettsäuren in die Kraftwerke der Zellen (Mitochondrien) - zum Zwecke der Energiegewinnung - ist (v.a. um den mitochondrialen Zellenergiestoffwechsel des Muskels zu verbessern).
In Studien mit Sportler/Innen konnte gezeigt werden, dass im Zuge der Einnahme von L-Carnitin die Leistung (d.h. muskuläre Leistungs- bzw. Ausdauerfähigkeit) wie auch die Kraft signifikant gesteigert werden kann. Dies ist vor allem auf die durch L-Carnitin vermittelte Gefäßerweiterung und die damit einhergehende Steigerung des Blutflusses in den Muskeln zurückzuführen.
Wird L-Carnitin (im Rahmen einer kalorienreduzierten Ernährung) vor dem Training eingenommen, kann einer vorzeitigen Ermüdung entgegengewirkt und eine niedrigere Pulsfrequenz bei Maximal-Geschwindigkeit gehalten werden. Da L-Carnitin zu den Puffersystemen des Körpers zählt, kann nicht nur eine übermäßigen Säure-Bildung (u.a. Milchsäure (Laktat)) verhindert, sondern auch der Entstehung von Muskelkater und langanhaltender Abgeschlagenheit vorgebeugt werden. Auch eignet sich die natürliche Aminosäure-Verbindung perfekt dazu, im Rahmen einer kalorienreduzierte Ernährung, über die Steigerung des Energie- und Fettstoffwechsels, Gewicht abzubauen und parallel ein Figur-unterstützendes Kraft- oder Fitnesstraining durchzuführen. Besonders für Personen mit stagnierendem Gewicht oder nachlassender Energie ist L-Carnitin empfehlenswert.
L-Carnitin kann aber nicht nur die körperliche (muskuläre) Leistungsfähigkeit steigern, sondern auch die geistige bzw. kognitive Leistungsfähigkeit in mentalen Belastungssituationen (u.a. bei chronischer Müdigkeit und depressiven Verstimmungen) verbessern. Dies ist vor allem auf die, durch L-Carnitin vermittelte Erhöhung des Serotonin- („Glückshormon“) und Noradrenalin-Spiegels („Kampf oder Flucht bzw. Fight or Flight“-Reaktion), zurückzuführen. Während Noradrenalin anregend wirkt und die Wachsamkeit sowie die körperliche Aktivität erhöhen kann, wirkt das „Glückshormon“ Serotonin stimmungsaufhellend und verleiht ein Gefühl von Gelassenheit, innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Achtung ist bei der Einnahme von L-Carnitin bei Patienten mit niedrigen bzw. grenzwertig niedrigen Schilddrüsenwerten gegeben, da die natürliche Aminosäure-Verbindung die Aktivität der Schilddrüsenhormone blockieren kann.
Quellen
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